2009-06-16

Städte gehen an ihrer Gier zugrunde

Beispiel Karlsruhe

Vor rund 300 Jahren hatte Fürst Karl die blendende Idee, eine Retortenstadt mitten in den Hardtwald hineinzubauen. Geheimnisvolle Kreise wurden in den Wald geschlagen und Achsen auf das Zentrum des Ganzen ausgerichtet. Heute ist Karlsruhe ein Knotenpunkt für Verkehr, ein Hort der Administration und ein blühendes Feld der Bildung denn die Technische Universität schmückt sich mit Elite. Nebenbei hat es nicht wenig Automobil-Industrie in der Umgebung, nur in den Kreis Karlsruhe hinein haben sich die Daimler-Werke nicht getraut, obwohl doch Herr Benz in Karlsruhe geboren ward.
Karlsruhe nahm gegen Ende des 19ten Jahrhundert ein rasantes Wachstum hin, das überzählige Volk aus dem Schwarzwald und Kraichgau musste nicht mehr nach Amerika auswandern und strömte in die Feinmechanikfabriken (Fahrräder, Kriegsgerät und Nähmaschinen). Nun da mit Feinmechanik und Automobilen kaum noch verdient wird, wankt auch der Plan das bislang vorbildliche Karlsruher Straßenbahnsystem unter die Erde zu bringen.

Die U-Bahn, die aus der Billigkaufhaus-Klamottenkettenläden-Karstadt-Sexshop-Dönerbude Kaiserstraße eine noble Flaniermeile machen soll, wird bestimmt an überzogenen Projektkosten nebst unhaltbaren Unterhaltskosten - sollte denn einmal der Betrieb aufgenommen werden - scheitern. Zwischendrin geht die Stadt daran pleite, vielleicht erst nach dem Abdanken des Stadtoberhauptes welches diese überflüssige U-Bahn jahrzehntelang vehement gefordert hat.

Shopping allein ergibt in keiner Stadt genug Mehrwert, um eine U-Bahn zu finanzieren!

2009-06-09

Intel kauft Wind River und die Welt dreht sich weiter

Mal was technisches, weil es schön ins beginnende 21ste Jahrhundert passt: Intel kauft Wind River Systems. [Es sei gleich vorneweg veraten:] Am Ende bleiben nur vier übrig: Google, Intel, Toyota und Nestle - Information, Informationsverarbeitung, Transport, und Ernährung.

Also, Intel hat nun einen guten Schritt in Richtung World Domination Entreprise gemacht, und den größten Unterstützer von Nicht-Intel-Prozessoren geschluckt. Wie bei embedded-Übernahmen üblich - WindRiver ist da kein unbeschriebenes Blatt - werden alte Kunden weiterhin "bedient". Die vielen kleinen RTOS-Buden und Emulator/JTAG-Probes Hersteller die sonst so in Embedded Systems tätig sind, werden sich tiefer in ihre Nischen einbetten, oder von den jeweiligen Halbleiterherstellern am Leben gehalten, um den einen oder anderen Kunden bei Laune zu halten, denn mit WindRiver tritt einer der Großen einer Branche ab.

Wind River (benannt nach einer Bergkette in Wyoming) war eine Firma mit guter vertikaler Integration über die gesamte Bandbreite vieler embedded Anwendungen, Wind River war in letzter Zeit kaum in der Presse oder auf Messen, weil sie in der Lage waren, strategische Entscheidungen MIT ihren Kunden zu bestimmen. Solch eine Firma ist wenig überraschend natürlich interessant für einen großen Halbleiterhersteller der nur wenig in embedded verkauft, gar in der Vergangenheit damit immer wieder auf die Nase gefallen ist [hm ... es gäbe da noch einen Softwarefirma, der es ähnlich geht].

In Zeiten da die Welt mit PCs gesättigt ist, sucht sich das intelligente Silizium einen neuen Weg, die Information unter den Menschen zu verteilen, und immer mehr nehmen auch unsere geliebten Transportgeräte am Informationsfluß der Welt teil.

Dazu mehr das nächste Mal.

Schelte fürs Wahlvolk

schallte durchs öffentlich rechtliche Fernsehen, noch am selben Abend. 43 Prozent Wahlbeteiligung sind im obrigkeitsgläubigen Deutschland eine Katastrophe, dabei guter EU-Durchschnitt. Im östlichen Unionsland hätte man von solch einer Beteiligung zu Europawahlen noch seinen Enkelkindern erzählt.

Ein Fernsehsender hatte immerhin die absoluten Wählerstimmen parat, danach sah es gar nicht so schlecht für die hiesige Verliererpartei aus, da hatten wohl andere Parteien mehr Erfolg mit der Mobilisierung ihrer Wählerschaft.

Oder ist in Europa alles so in Ordnung, dass sich eine Wahl nicht lohnt?

Immerhin bekamen die lobbyverwöhnten "Volks"parteien genauso Schelte wie das von ihnen an der Nase herumgeführte Wahlvolk. Werden sich die Lobbyisten wohl neu orientieren müssen, denn viele kleinere Parteien haben ordentlich Stimmen gewonnen. Und aus ehemaligen Ausseitern wurden neue Trendsetter: wie in Teilen Deutschlands, verdrängen auch in Frankreich die Grünen bald die Sozialisten vom zweiten Platz in der Parteienhierarchie, wenn auch zunächst nur zu den Europawahlen.

Die Konservativen haben letztens ein paar ordentliche Watschen bekommen, besonders im heimischen Karlsruhe - minus neun Prozent - sind wir denn eine Hochburg der Dummheit? Oder ging es nach dem Unsinn den deren Karlsruher Bundestagsabgeordnete im Umfeld der geplanten Internetsperren verzapft? Internetsperren sind ein Anachronismus in unserer modernen Zeit, nach Strom und Wasser kümmert sich jeder gleich um zeitgemäße Versorgung mit Information, nur daß diese (noch?) nicht von den Stadtwerken kommt.

Ähnliches gilt für andere moderne Kommunikationsmittel, zum Beispiel Videospiele, die halt nicht im Dunst von Rauch und Alkohol in dunklen Ecken gespielt werden, sondern bequem zu Hause, mit Teilnehmern die um die Welt verteilt sind. Was klingt wie eine Vorbereitung auf die moderne Arbeitswelt im globalen Fertigungsverbund, ist dann doch nur die von sogeannten christlichen Parteien verteufelte Vorübung zum Kriegsdienst oder Amoklauf. Aber nein, die Alternative zum Kriegsdienst in der Bundesrepublik ist immer noch die Verweigerung, bis eines nicht mehr fernen Tages der Kriegsdienst endlich abgeschafft wird.

Aber um das zu bekommen, müsst ihr im September die richtigen Kreuze machen, so mit Wählen gehen und Wahlzettel abgeben, echt!

Um nochmal auf die Schelte für die CDU zurückzukommen, sie beschweren sich nach verlorener Wahl über die Missgunst der Wähler die den von ihnen vorangebrachten Großprojekten nicht so recht ihre Zustimmung schenken. Ja, liebe CDU, so isses. Denn hinter den Großprojekten die eure Lobbyisten sich für euch ausgedacht haben, steckt nun mal kein echter Wählerwille. Eine Fleischfabrik in einem Land welches mehr und mehr zu Vegetariern wird, das kann nichts werden. Eine Nordtangente die unerwünschten Autoverkehr durch Naherholungsgebiete leitet, auch nicht. Selbst die seit Jahrzehnten immer wieder vom Rathaus favorisierte U-Bahn scheint niemand so wirklich zu brauchen, der sich einmal die immensen Folgekosten vor Augen hält, von den traditionell unterschätzten Projektkosten einmal ganz abgesehen. Bleibt das leidige Stadion für den immer wieder zweitklassigen Fußball. Dieses Hickhack möchten kaum noch Bürger mit anhören, geschweige denn finanzieren, soll doch ein großer Sponsor wie beim Nachbarverein die Pläne voran bringen. Alles zusammen hat die CDU keinen Weitblick sondern ist beim Versuch, einen Fuß in die Tür für sogenannte Sachzwänge zu bekommen, erst mal auf Eis gelegt. Vielleicht wird es ja 2014 was, oder die Stadt ist dann Pleite weil die externen Zuschüsse für die U-Bahn unterm Rathaus gekürzt wurden.