2011-02-22

Ghostwriter und Verteidigungsminister

Über das Ghostwriting hatte ich an anderer Stelle schon geschrieben, nun da dieses Thema in verschiedenen Medien anhand eines populären Vorfalls aufgegriffen wird, möchte ich nicht hinten an stehen und an dieser Stelle ein paar Worte dazu geben, bevor im März wieder Themen wie der Nichtwähler oder die unendliche Geschichte mit dem Atommüll die Oberhand gewinnen.


Herr von und zu scheint offenbar am Wochenende zum ersten Male die mit Summe cum bewertete Doktorarbeit gelesen zu haben, wo sie doch schon seit Jahren veröffentlicht ist! Zwar wird dieses wie wir nun wissen aus verschiedensten Quellen mit und ohne Angabe ebenderer zusammengeschriebene Büchlein nie so populär werden wie dessen vermeintlicher Autor, oder ein anderes die Gemüter im bundesdeutschen Spätwinter bewegendes Büchlein, welches bei Buchhändlern neben der Kasse - allerding nur in der deutschen Übersetzung - gesichtet wurde: Indignez Vous!


Im Strom der Zeit liegen beide und hämische Beobachter finden es schade daß Herr von und zu nicht von der hölzernen-blechernen Medienindustrie ob seiner offensichtlich nicht lizensierten Kopien verklagt wird. Adel nützt und Adel schützt.


Der gemeine Feld-Wald-Wiesen-Blogger weiss nun gar nicht recht sich einen Reim drauf zu machen: Die einen dürfen mit Mutti's Billigung freiherrscherisch abkupfern oder zumindest abkupfern lassen, während die anderen von unser allwissenden Obrigkeit schnell zum staatszersetzenden Diebesgesindel erklärt werden.


Freie Blogger gelten in der westlichen Welt anscheinend nur etwas wenn sie am Stuhl eines greisen Diktators in NordAfrika, gerne auch im nahem Osten sägen. In der Bunten Republik hat man eher eine Horde Abmahnungsrechtsanwälte am Hals, um das wachsame Individuum wenn nicht mundtot zu machen dann doch wenigsten finanziell zu ruinieren.


Wie hatten wir das im Geschichtsunterricht des 20sten Jahrhunderts gelernt? Ein Österreicher ohne von und zu hatte zunächst Terror verbreitet und dann geschickt die Geschicke der noch unerfahrenen Republik in seinen eigenen Schoß gelenkt, ganz zu Gunsten der ihn unterstützenden Großindustrie. Heutzutage werden wieder, gerne mit populistischen Argumenten, die gesetzlichen Grundlagen geschaffen damit später niemand sagen können, das Vorgehen der Herrschenden sei ungesetzlich. So zum Beispiel der Einsatz der Bundeswehr im eigenen Lande. Das alte Wehrpflichtigenausbildungsbürokratiegebilde wird derzeit in eine schlagkraftige Söldnertruppe umgebaut, die dank weitsichtiger Gesetzesmacher bald auch im eigenen Lande zuschlagen darf. Womit wir wieder beim Thema Verteidigung sind. Heute wird die Republik zwar nur am Hindukusch verteidigt, aber Rohstoffe und anderes wertvolles Gut gibt es sicher auch näher an unseren Staatsgrenzen. Ich war ja selber mal bei den Verteidigern, damals - es ist bald 30 Jahre her - nicht ganz freiwillig.


Der Chef von meinem Batallion hieß Schulz, und er hätte mich wohl gerne zacki-zacki auf der Stelle entlassen. Den Mut zu diesem großen Schritt brachte dann nicht einmal der damals amtierende Herr Dr. jur. Wörner [Wikipedia kennt auch gleich das Thema dieser Dissertation: Strafgerichtsbarkeit über Truppen bei einverständlichem Aufenthalt auf fremdem Staatsgebiet] zustande, sondern erst der fast Namensvetter meines Oberstleutnants, ein Herr Dr. jur. Scholz [Diss.Thema: Das Wesen und die Entwicklung der gemeindlichen öffentlichen Einrichtungen], brachte es über's Herz, für alle Zukunft auf meine Dienste verzichten zu können. Etwa so wie der aktuelle Verteidigungsminister darum bettelt für alle Zukunft auf seinen Doktortitel der Juristerei verzichten zu dürfen.

2011-02-02

25 Jahre .. since 1986

Ein Vierteljahrhundert in dem sich eine Menge ereignet hat.

Aus der Generation '62 wurde in dieser Zeit ein ergrauendes Volk welches sich auf die zweite Lebenshälfte vorbereitet. Einige haben gleich nach '86 mit Kindern angefangen, bei manchen kamen die Kinder erst im 21sten Jahrhundert. Nun, wie sage ich in den Zeiten der Finanzkrise auf Europatournee: Nur eines ist sicher, unsere Kinder werden älter!

1986 war ein Jahr an das ich mich gerne zurückerinnere, und meine Kinder fürchten schon den Tag an dem ich dann von "damals" erzählen werde. Hier schon mal exklusiv bei boyfrombeach die Vorabversion meines Jahres 1986: Schon 1985 war ich wohl sieben oder acht Wochen in Menton und auch einige Zeit in München, mein Studium hing im Vordiplom fest und der Winter 85/86 war hart in Deutschland. Übrigens auch in Menton, es gab Schnee bis runter ans Meer und selbst um Ostern nochmal Puderzucker für die Berge oberhalb von Castellar. Im Frühjahr 1986 bereitete ich mich auf Triathlon (Mitteldistanz) vor. Um mehr Bergkilometer in die Beine zu bekommen ging es zum Frühjahrstraining an die Cote d'Azur. In Monaco gab es einen Fahrradhändler in der Nähe des Bahnhofs der Rennräder verlieh, und ich hatte schon in den Vorjahren oft auch mit dem eigenen Rad das gebirgige Hinterland der Sonnenküste erkundet. Meist ging es über Nizza die Täler hoch, manchmal über Sospel zurück nach Menton, oder gleich hinter Monaco den Berg hinauf nach La Turbie, St. Agnese, und einmal sogar an die Schneegrenze beim Col du Turini. Später wurde die Gegend bei Radprofis beliebt, Tony Rominger und Lance Armstrong war hier oft unterwegs.

Ich habe mich zwischen den Radtouren am Strand gesonnt und zu Ostern kam die Gang aus Mentons Partnerstadt Baden-Baden an, so war ich nicht allein, denn sonst war Ende März nicht viel los in Menton. Nach den flüchtigen Schatzis der Vorjahre fand sich im jugendlichen Getümmel eine große Liebe, ein Grund mehr an die Riviera zu kommen und die Sehnsucht wuchs auf der Rückfahrt entlang der ligurischen Küste. Schon Pfingsten war ich wieder zurück, es gab den einen oder anderen Tag mit dem Rad in den Bergen, Laufen immer am Meer entlang um Cap Martin nach Roquebrune und Monaco, Schwimmen endlich in Meer, denn ich hatte noch keinen Neoprenanzug. Den Triathlon Anfang Juli bestand ich so so, ich war von Bochum nach Ettlingen geradelt mit nur einen halben Tag Erholung vor Ort. Es war sommerlich warm bis zum Tag des Wettkampfes, eine Kaltfront schwenkte von Norden herein und das Wasser der Schwimmstrecke war auf einmal wärmer als die Luft beim Radfahren und Laufen. Radstrecke über die Dörfer im Nordschwarzwald, so richtig bekam ich das wegen der Kälte gar nicht mehr mit. Die Fahrt zurück nach Bochum bin ich sogar ein Teil Zug gefahren, wegen Regen und Kälte. Anfang Juli! Anfang August war ich dann mit meinen Klausuren ein Stück weiter und wieder ging es auf grosse Fahrt, nach den Alpentouren der Vorjahre fuhr ich diesmal die Tour de France gegen den Uhrzeigersinn. Mit dem legendären Tramperticket der Bahn bis Aachen, von dort den Abend nach Belgien und am nächsten Abend war ich auch schon in Paris. Strecken über 300 km pro Tag machten keine Mühe, auch hatte ich von 6 Uhr morgends bis 22 Uhr abends Sonnenschein, sogar ein Batterielicht für die Nachtfahrt durch Paris. Mein Peugeot PX8LE mit grossen Packtaschen und (zu) viel Gepäck. Nach zwei weiteren Tagen war ich in Bordeaux und zwei Stunden später am Atlantik, für eine gute Nacht im Schatten der Düne von Pyla. Weiter über Bayonne in die Pyrenäen, den Col de Tourmalet wollte ich persönlich überwinden, leider dicke Wolken in den Bergen, so bin ich über Carcassone direkt nach Menton gefahren wo ich erwartet wurde. Im Herbst ging es mit meinem Studium wieder weiter und dann war 1986 schon bald vorbei.

Filme des Jahres? 37,2 le matin, Highlander, Im Namen der Rose, und Startrek IV. Bester B-Movie: Ferris macht blau (der Ferrari war nicht echt).

Musik? Schwere Frage. An die Cocteau Twins kann ich mich noch erinnern, ich fuhr immer nach Düsseldorf zu einem Plattenladen - "Pure Freude" - für die neuesten Indy Erscheinungen. Die Twins übrigens, hatte ich 83 im Ratinger Hof gesehen. Aber von 1983 erzähle ich besser ein anders Mal.