2011-12-13

Das watschelnde Volk und sein Urheberrecht

Alle Jahre wieder wird die Christenheit mit Vorweihnachtszeit und parkplatzlosen Innenstädten beschert, von Glühweinseliger Klingelbeutelmusik und dem unbarmherzigen Gedränge in denen das düstere Spektakel sich abspielt sei gar nicht erst die Rede.

Ich lese derzeit ein garstig Buch über jemanden der die Menschenmassen nicht so mochte, gar für das eine oder andere Jahr zum Einsiedler wurde und uns mit Eindrücken aus der Natur davon erzählt die kaum einem Stadtmenschen glaubhaft vorkommen. Doch erquickt den Wohlstandsmenschen in seiner überzüchteten Zivilisation mehr als eine Erkenntnis aus dem Reich der oder des Wilden. Die zunehmende Entfremdung der Stadtmenschen von ihrem ursprünglichen Menschsein wird sich wenig aufhalten lassen, zu groß sind die ökonomischen Vorzüge des Lebens mit tausenden anderen zusammen.


Während ich diese Zeilen schreibe, denke ich auch an jene Menschen die mir ihr Ohr oder ihre Aufmerksamkeit beim Lesen dieser Zeilen und Betrachten des einen oder anderen Bildes schenken. So wie ich diese Worte ohne großen Verleger in die weite Welt hinausposaunen kann, so wenig möchte ich an der Verbreitung meiner Worte teilhaben. Wenn Sie von hier abschreiben, bitte, tun Sie daß, sie brauchen nicht groß auf mich als Urheber hinweisen, selbst wenn Sie eine Doktorarbeit daraus zusammenkopiert bekommen, daß sind nur höfliche Gebräuche aus anderen Zeiten. Aber trotzdem gibt es noch diesen automatischen Schutz, von dem gewiss noch meine Enkelkinder profitieren würden, wenn denn in jenen fernen Tagen noch jemand bereit sei irgendwelche geldwerten Vorteile für das Lesen dieser Wörter aufzugeben.

So gilt das Urheberrecht nur für diejenigen die auch mächtig genug sind, es ohne großen Schaden für sie selbst einzuklagen, während das gemeine Volk auf der anderen Seite durch bloßes Nachsingen oder Mitpfeifen schon ein Bein im Gefängnis hat - ganz wie vor vielen hundert Jahren in den Zeiten der Leibeigenschaft: die Unterthanen welche es sich mit der Obrigkeit und ihren Freunden verscherzen, werden rasch und dabei völlig legal ruiniert. Ob nun durch Schlägertrupps wie vor dem zweiten Weltkrieg oder etwas weniger blutig dafür nicht weniger streng mit der Hilfe von Gummiparagraphen die einst zur Abwehr von Sauerland-Touristen-Terroristen oder zum Schutze der Kinder vor dem Internet gedacht waren. Ja! Und dies geht besonders gut mit dem guten alten Urheberrecht für das mutige Hollywood-Cowboys bald den einen oder anderen Krieg anzetteln werden, denn sie wollen die nationale Souveränität im Zeitalter des Internet nicht mehr so recht respektieren, das Internet tut dies ja auch nicht.

Das Volk watschelt in diesen dunklen Tagen durch die Einkaufszentren.