2010-01-19

Deutschland zwischen den Jahren

In Süddeutschland durch die Kirchengläubigkeit der Jahreswechsel etwas länger dauert derweil sich das Volk bei Schlechtwetter in den Einkaufszentren die unschlüssige Zeit vertreibt.

Vielreisern unter uns werden die neuen Sicherheitsbedenken nach letztens fehlgeschlagenem Flugzeugterror die Zeit rauben: künftig werden wir wohl zwei Stunden vor Flug im selbigen Hafen verbringen, damit das kostenoptimierte Sicherheitspersonal seine Kontrollshow abziehen darf? Flüssigkeiten hatten in den 80er Jahren mal einen Flieger zum Absturz gebracht, damals hat es niemand interessiert. Nun nimmt man der Oma ihr Winz-Taschenmesser ab, entsorgt die Zwischenmahlzeit vom quengeligen Baby und doch wird der clevere Terrorist sich spielend im Duty-Free mit allem versorgen was er so braucht. Was kommt als Nächstes? Nacktscanner werden von aufgescheuchten Aktionisten diskutiert, die absolute Technik um jede Gefahr aus den Passagieren zu quetschen ist wohl noch nicht erfunden. Die geschäftigen Flieger werden wieder Bahn und Auto fahren, alle anderen jedwede Prozedur die ein noch so geringstes Quentchen Sicherheit versprechen mag sang- und klanglos über sich ergehen lassen??

Apropos sich gefallen lassen, unsere von knapp 30 Prozent der Wahlberechtigten gewählte Probleme-Aussitz-Truppe hatte sich 2009 so einiges angemaßt wie es früher nur Despoten und Diktatoren zugestanden wurde: Euro-Milliarden wurden an "systemische" Banken verschenkt, Millionen in die eigenen Taschen geschaufelt, und zur gemeinsamen Belustigung ein wenig Zuckerle unters Volk geworfen? Die Aussitzer in Parlament richten dabei noch den geringeren Schaden an - gefährlicher sind die wegen bewiesener Unfähigkeit an Rundfunkanstalten, Landesbanken und EU-Institutionen verteilten Kollegen.

Seilschaften bei den Landesbanken, Medienmogule ohne Durchblick, öffentlich-rechtliche ohne Biss, und EU-Spezis die absurde Gesetze durchwinken, auf dass die Gerichtshöfe alles wieder ins menschengerechte Maß zurechtstutzen?

Auf lokaler Ebene ist es mir 2009 nicht gelungen den Grund zu finden weshalb eine Möchtegern-Großstadt wie Karlsruhe unbedingt eine U-Bahn braucht. In den 90er Jahren hatte es nicht recht geklappt der Bevölkerung die unbedingte Notwendigkeit irgendwie plausibel darzustellen. So besann man sich 2001/2002 auf die Vision 2015, in der die sogenannte Kombilösung die Erlösung für die Karlsruher Fußgängerzone bringen solle. 2002 noch wurde die U-Bahn als gratis angepriesen, dank üppiger Zuschüsse aus Bundes- und Landeskassen. Nun da die Steuerzahler schon Milliarden für bayrische Immobilienbuden nebst angeschlossenem Balkan, marode Landesbanken, und die Halb-Verstaatlichung der Commerz- und Dresdener Bank gezahlt haben - und noch kommende Generationen zahlen werden (!), sprudelt auch das Geld für die absolut notwendige U-Bahn nicht mehr wie zu Zeiten der CDU-Alleinherrschaft. Also wurden Zweifler im Gemeinderat vom Oberlehrer in die Ecke gestellt, selbst die vom Volkswillen losgelöste SPD stimmt in den Refrain der U-Bahn-Befürworter ein: ohne U-Bahn kein Fortschritt für Karlsruhe!

Sei dabei angemahnt, daß wir diesem Fortschrittsglauben die ungeliebte Kriegstraße verdanken, denn in den 50er/60er Jahren musste jede fortschrittliche Stadt eine Stadtautobahn, mindestens 8-spurig ihr Eigen nennen, damit .. ja, damit was, eigentlich? Die Kriegstraße bildet eine Demarkationslinie die nur durch wenige Brücken und Tunnel für Menschen querbar wird. Auf der einen Seite Innenstadt mit Konsumglitzer, Banken und Verwaltung, auf der anderen Seite wohnt das Volk. Diese Kriegstraße diente 2002 als Zuckerle um die Kombilösung ein einziges Mal vom Volk bestätigt zu bekommen, diese Kriegstraße wird 2015 .. spätestens 2018 unter den Teppich gekehrt, denn wenn erstmal die Kern-U-Bahn steht wird das Rathaus wieder den konservativ wählenden Autoverkehr verhätscheln.