2010-06-01

Deutschland 0 : Parteienfilz 1

Bild hatte es schon vor zwei Wochen gewusst: Deutschland ohne Führung.

Der nun scheidende Bundespräsident tat es wie immer: unbequem. Unbequem kann in Politikersprache gleichauf mit gesundem Menschenverstand und überparteilich verstanden werden. Horst Köhler wird nun manche Träne nachgeweint - wir erinnern uns nur zu gut als er ohne mit der Wimper zu zucken das "für die Kinder" zusammengebastelte Zensurgesetz von Ursula von der Leyen erst einmal in Quarantäne schickte. Dann im Februar 2010, nach grober Nachbesserung und auf zunehmenden Druck hat er diese "Differenzierungsinitiative der CDU" doch noch unterschrieben, damit das Zensurgesetz pronto subito vom Verfassunggericht in Karlsruhe kassiert werden konnte. Wir danken dem unerschrockenen Verteidiger unserer Meinungsfreiheit.

Im Verlauf der Finanzkrise war er als ehemaliger Finanzexperte der Mahner mit Sicht auf das Wesentliche. Nach einem Fauxpas wie ihn manche Vollblut-Politiker viel schlimmer bringen, wurde wohl mit zuviel Dreck nach ihm und er dann das Handtuch .. geworfen.

Nun bleibt leider wenig mehr als der Dinge zu harren die da kommen müssen. Hannover hat erstmal die Nase vorn, aber Lena ist leider noch zu jung, Frau Kässmann schon zu abgebrüht, andere Bundesländer hätten auch noch ehemalige Ministerpräsidenten in der Schublade, aber den geschassten Oettinger aus Brüssel zurückholen hieße das Volk auf die Strasse bringen und das wollen wir doch nicht in unserem Land wo das Durchschnittsalter der Bevölkerung munter auf die 50 zu geht. Also, mein persönlicher Favorit wäre Frau Leutheusser-Schnarrenberger, denn die Dauerkandidatin Gesine Schwan wird wohl kaum ein drittes Mal in die Bundesversammlung kommen mögen. So wird die Wahl des Bundespräsidenten zwar nicht ausgesessen, aber es kommt unvermeidbar wieder der Parteienfilz zum Zug.

Vielleicht gewinnt Deutschland stattdessen ja was bei der WM in Südafrika? Allein der Bundesversammlungs-Wahltermin am einzig spielfreien Tag dieser Fussballweltmeisterschaft birgt Sprengkraft, denn wenn bis zu diesem allerletzt-möglichen Termin sich noch einige Freiwillige den Roland Koch antun dann wird es genau so wie Bild es schon am 18. Mai wusste.

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