In der Nebensaison gibt es durchaus traumhafte Strände mit azurblauem Wasser an denen man sich nicht gegenseitig platt tritt, doch wer auf der Suche nach dem Ursprünglichen von vielen Zeitschriften und Reiseführern hochgelobten Mallorca ist .. hat es schwer. Der gemeine Tourist des 21. Jahrhunderts wird durch drei Schichten Sicherheitsverwahrung von der hier real lebenden Bevölkerung sowie jeglicher Mallorca-Romantik abgeschirmt.
2013-06-01
Malle im 21sten Jahrhundert
Während daheim die Heizung bollert - der Juni ist gekommen - haben wir ein paar Gedanken aus dem 17. Bundesland zusammengetragen
In der Nebensaison gibt es durchaus traumhafte Strände mit azurblauem Wasser an denen man sich nicht gegenseitig platt tritt, doch wer auf der Suche nach dem Ursprünglichen von vielen Zeitschriften und Reiseführern hochgelobten Mallorca ist .. hat es schwer. Der gemeine Tourist des 21. Jahrhunderts wird durch drei Schichten Sicherheitsverwahrung von der hier real lebenden Bevölkerung sowie jeglicher Mallorca-Romantik abgeschirmt.
wahrtwöhnt wird, dem ist der Aufenthalt in gemeinschaftsfördernden Urlaubsorten angedient. Hier gibt es alles für den zünftigen Ghettobewohner, in vertrauter urbaner Gestalt. Nein, diese Orte wurden nicht im Krieg zerbombt wie das heimelige Hannover, Pforzheim, Oberhausen, aber auch Sheffield, und Swindon, denn immer wieder wird hier mit der englischen Fahne gewedelt. Nach dem Krieg sind hier sind Gier und Korruption der Kern der Urbanisation und es gibt einige Gebäude im Originalzustand (!) aus den frühen siebziger Jahren. Noch ältere Bauten sind oft schon dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, denn auch im sonnigen Mallorca hält Beton nicht ewig und wenn der Balkon unter dem Liegestuhl wegbröselt, bekommen das rasch die einschlägigen Reiseunternehmen mit und buchen ihre Kontingente woanders. Auf Mallorca haben wir vier richtig heftige Ansammlungen von Touristen-Betonsilos lokalisiert: neben klassischem Ballermann El Arenal gleich beim Flughafen gibt es im Westen das Konglomerat Palma Nova - Santa Ponsa, im Osten das schmalstrandige Cala Millor und ein besuchenswertes skurilles Ensemble von Bausünden in Can Picafort. Wer sich nichts aus 70er Jahre Beton im Originalzustand macht, kann den Blick in der Horizontalen belassen und wird mit buntester Reklame für Supermarket nebst Spirituosen und Strandartikeln belohnt. Dazwischen wird deutsches und/oder englisches Bier ausgeschenkt und die hier allgegenwärtigen senegalesischen Brillen- oder Uhrenverkäufer tuscheln was von "best price" ohne diesen Preis je zu nennen - Geschäftsmodell Geldwäsche? Bei manchen Geschäften an der Strandpromenade - China-Ramsch, Elektroschrott, ja selbst Duty Free gibt es! - scheint dies die einzig mögliche Erklärung zu sein. Preise und Angebot sind an zahlungskräftige Briten und Skandinavier gerichtet, immerhin gibt es in Cala Millor auch einen Lidl in dem sich deutsche Urlauber gleich heimisch fühlen dürfen. Aldi hat es auf Mallorca nicht, dafür den nordspanischen Discounter "Eroski". Neben Shopping und in der Sonne liegen gibt es als Hauptattraktion wohl den Konsum von Alkohol, besonders Skandinavier werden hier mit Schnaps zum Preis von skandinavischem Bier geködert. Am drittgrößten spanischen Flughafen mit seinen rund 80 Gates sahen wir viele Menschen mit gleichfarbigen T-Shirts die eine frohe Freizeitgemeinschaft verheissen: Fussballfreunde, Kegelklub, Reservisten .. Bier-aus-dem-Eimer-Trinker.
In der Nebensaison gibt es durchaus traumhafte Strände mit azurblauem Wasser an denen man sich nicht gegenseitig platt tritt, doch wer auf der Suche nach dem Ursprünglichen von vielen Zeitschriften und Reiseführern hochgelobten Mallorca ist .. hat es schwer. Der gemeine Tourist des 21. Jahrhunderts wird durch drei Schichten Sicherheitsverwahrung von der hier real lebenden Bevölkerung sowie jeglicher Mallorca-Romantik abgeschirmt.
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