2009-06-09

Schelte fürs Wahlvolk

schallte durchs öffentlich rechtliche Fernsehen, noch am selben Abend. 43 Prozent Wahlbeteiligung sind im obrigkeitsgläubigen Deutschland eine Katastrophe, dabei guter EU-Durchschnitt. Im östlichen Unionsland hätte man von solch einer Beteiligung zu Europawahlen noch seinen Enkelkindern erzählt.

Ein Fernsehsender hatte immerhin die absoluten Wählerstimmen parat, danach sah es gar nicht so schlecht für die hiesige Verliererpartei aus, da hatten wohl andere Parteien mehr Erfolg mit der Mobilisierung ihrer Wählerschaft.

Oder ist in Europa alles so in Ordnung, dass sich eine Wahl nicht lohnt?

Immerhin bekamen die lobbyverwöhnten "Volks"parteien genauso Schelte wie das von ihnen an der Nase herumgeführte Wahlvolk. Werden sich die Lobbyisten wohl neu orientieren müssen, denn viele kleinere Parteien haben ordentlich Stimmen gewonnen. Und aus ehemaligen Ausseitern wurden neue Trendsetter: wie in Teilen Deutschlands, verdrängen auch in Frankreich die Grünen bald die Sozialisten vom zweiten Platz in der Parteienhierarchie, wenn auch zunächst nur zu den Europawahlen.

Die Konservativen haben letztens ein paar ordentliche Watschen bekommen, besonders im heimischen Karlsruhe - minus neun Prozent - sind wir denn eine Hochburg der Dummheit? Oder ging es nach dem Unsinn den deren Karlsruher Bundestagsabgeordnete im Umfeld der geplanten Internetsperren verzapft? Internetsperren sind ein Anachronismus in unserer modernen Zeit, nach Strom und Wasser kümmert sich jeder gleich um zeitgemäße Versorgung mit Information, nur daß diese (noch?) nicht von den Stadtwerken kommt.

Ähnliches gilt für andere moderne Kommunikationsmittel, zum Beispiel Videospiele, die halt nicht im Dunst von Rauch und Alkohol in dunklen Ecken gespielt werden, sondern bequem zu Hause, mit Teilnehmern die um die Welt verteilt sind. Was klingt wie eine Vorbereitung auf die moderne Arbeitswelt im globalen Fertigungsverbund, ist dann doch nur die von sogeannten christlichen Parteien verteufelte Vorübung zum Kriegsdienst oder Amoklauf. Aber nein, die Alternative zum Kriegsdienst in der Bundesrepublik ist immer noch die Verweigerung, bis eines nicht mehr fernen Tages der Kriegsdienst endlich abgeschafft wird.

Aber um das zu bekommen, müsst ihr im September die richtigen Kreuze machen, so mit Wählen gehen und Wahlzettel abgeben, echt!

Um nochmal auf die Schelte für die CDU zurückzukommen, sie beschweren sich nach verlorener Wahl über die Missgunst der Wähler die den von ihnen vorangebrachten Großprojekten nicht so recht ihre Zustimmung schenken. Ja, liebe CDU, so isses. Denn hinter den Großprojekten die eure Lobbyisten sich für euch ausgedacht haben, steckt nun mal kein echter Wählerwille. Eine Fleischfabrik in einem Land welches mehr und mehr zu Vegetariern wird, das kann nichts werden. Eine Nordtangente die unerwünschten Autoverkehr durch Naherholungsgebiete leitet, auch nicht. Selbst die seit Jahrzehnten immer wieder vom Rathaus favorisierte U-Bahn scheint niemand so wirklich zu brauchen, der sich einmal die immensen Folgekosten vor Augen hält, von den traditionell unterschätzten Projektkosten einmal ganz abgesehen. Bleibt das leidige Stadion für den immer wieder zweitklassigen Fußball. Dieses Hickhack möchten kaum noch Bürger mit anhören, geschweige denn finanzieren, soll doch ein großer Sponsor wie beim Nachbarverein die Pläne voran bringen. Alles zusammen hat die CDU keinen Weitblick sondern ist beim Versuch, einen Fuß in die Tür für sogenannte Sachzwänge zu bekommen, erst mal auf Eis gelegt. Vielleicht wird es ja 2014 was, oder die Stadt ist dann Pleite weil die externen Zuschüsse für die U-Bahn unterm Rathaus gekürzt wurden.

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