2012-02-15

ACTA für Kinder - aus den Logo Nachrichten des öffentlich rechtlichen KiKa

Also, was bekommen unsere Kinder - die nachwachsenden Konsumenten - vom Geld unser Rundfunkgebühren im staatlichen KinderKanal (kurz: KiKa) dazu erzählt?

Sei kurz erklärt daß die Logo Nachrichten sich ein wenig am Tagesgeschehen orientieren, aber auch viele für Kinder wichtige Nachrichten bringen: für die Jüngeren gibt es etwas aus dem Zoo wo ein süßes Tiger/Elefanten/Eisbären/Kuscheltier geboren wurde, für die Älteren die zweifellos wichtige Nachricht daß Madonna Lady Gaga letzten Abend ihre Strapse vergessen hat und dabei gefilmt wurde.

Mit Lady Gaga haben wir gleich eine schöne Überleitung zum Thema meines heutigen Beitrags: die Musikindustrie, das internationale ACTA Abkommen, und wie unser Land in der Zukunft vor illegalem Konsum aus dem Internet geschützt wird.

Im Fernsehen für Kinder wird das in etwa so dargestellt: Die Musikindustrie sorgt für die Musiker. Die Musikindustrie ermöglicht den Musikern den Besuch im mit teurer Technik ausgestatteten Studio. Die Musikindustrie bezahlt den Musikern die Aufnahme ihrer Musik und die Vorbereitung zur Vervielfachung und den Vertrieb. Die Musikindustrie bezahlt kümmert sich auch um Journalisten die etwas Gutes über die neu aufgenommene Musik berichten sollen, ob in Zeitungen, im Fernsehen oder im Internet. Die Musikindustrie bezahlt auch normale Werbung für die neu aufgenommene Musik, damit ihr alle wisst daß es nun die neue Musik zu kaufen gibt. Im Musikladen in der nächsten größeren Stadt sind schon die Kartons mit den Tonträgern angekommen.

[Für die jüngeren unter euch: Ein Tonträger ist ein Ding auf dem Musik zwar gespeichert ist, aber die Musik kann nur mit Hilfe eines Zusatzgerätes angehört werden, die Zusatzgeräte sind zum Beispiel ein Plattenspieler, ein Kassettenrecorderanhörgerät, oder ein CD-Player.]

Sind die Tonträgern im Regal vom Musikgeschäft, wird alles gut. Denn das Geld was ihr für die Tonträger bezahlt wird an die Musikindustrie weitergegeben und damit auch an die Musiker. Denn für soviel Mühe muss ja jeder der die Musik bis hierhin in der Hand hatte, bezahlt werden!

Soweit grosso modo [leider nicht mitgeschnitten] die Argumentation von Logo - Nachrichten für Kinder. Bezahlt von Steuergeldern.

Wer sich ein wenig mit der heutigen Jugend auskennt, wird schon ahnen was alles nicht ganz richtig erzählt wurde: Warum nehmen die Musiker ihre Musik nicht selbst auf? Ordentliche Mikrofone, ein kleines Mischpult und ein Computer mit Soundprogramm kosten keine 1000 Euro. Und, viel wichtiger heutzutage, wie kommt die Musik in euren iPod? [Für Politiker: ein iPod ist ein Musikabspielgerät und zugleich der Ort an dem die Musik gespeichert ist, eine Art Plattenspieler in dem die Schallplatte fest eingebaut ist.]

Leider gibt es viele Menschen die KOPIEREN die gespeicherte Musik von der CD auf ihren Computer, und von da aus kann die Musik auf die iPods geladen werden aber auch in das Internet. Einmal im Internet kann die neue Musik nun beliebig oft heruntergeladen werden, zum Beispiel auf deinen iPod und den iPod von all deinen Freunden. Damit dabei nichts ungesetzliches geschieht, haben unsere Politiker und die Musikindustrie sich hinter verschlossenen Türen etwas Schlaues ausgedacht: das internationale ACTA-Abkommen. Damit dürft ihr keine ungesetzliche Musik aus dem Internet bekommen.

Soweit in etwa die Nachrichten für Kinder, warum ACTA etwas Gutes für unser Volk ist und niemand dagegen protestieren solle denn unsere Politiker wissen ganz genau was gut für uns ist.

Im Jahr 2010 war die Atomenergie eine Prima Sache. Sagte unsere Regierung. 2011 war die Atomenergie nicht mehr so gut. Sagt dieselbe Regierung. Denn Politiker haben langfristige Visionen und müssen daher oft ihre Meinung ändern. Sagen die Politiker.

Wenn wir nun einfach einmal den wohlgemeinten Satz "damit dürft ihr keine ungesetzliche Musik aus dem Internet bekommen." durch die technisch gleiche Aussage "damit dürft ihr nur noch staatlich geprüfte Nachrichten aus dem Internet bekommen." ersetzen, dann sind wir schon in Ländern wie Syrien, Russland oder Nordkorea angekommen wo das Volk keine unabhängigen Nachrichten empfangen soll.

Aber das war bei uns doch schon einmal genauso! Eure Großeltern oder Urgroßeltern können euch von der Zeit erzählen als sie im dritten Reich keine "Feindsender" empfangen durften. Wer damals von den Nachbarn verpetzt war, wurde rasch von der Polizei "abgeholt". Und was das bedeutet sagen uns die kleinen goldfarbenen Steinchen vor manchem Haus in der nächsten größeren Stadt.

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