2013-03-21

Vor dreissig Jahren

Für Politiker: 1983.

Lange habe ich überlegt auf welches meiner vergangenen Lebensjahre ich zurückblicke, aber wie so viele von uns zähl ich eher an den Jahreszahlen als an meinen eigenen Jahren. Jahre die so viel zu schnell vergehen oder nicht schnell genug je nachdem wie alt wir sind oder wie alt wir uns fühlen.

1983 war eins von den schnellen Jahren. Es gab die ersten IBM PCs in deutschen Landen, mit lächerlichen 64 kByte Hauptspeicher - heute schauen wir schon mies wenn ein neuer PC "nur" vier Gigabytes eingebaut hat - hach, selbst Telefone - MOBILtelefone zum in die Tasche stecken - werden nach Gigabytes und Gigahertz beurteilt. Und .. Darf es ein Prozessor mehr sein? Die universellen Taschenkommunikatoren, denn darum das handelt es sich bei den sogenannten Smartphones bald Superphones werden untrennbares Bestandteil unseres menschlichen Seins werden.

Doch vor dreissig Jahren .. was hätte ich für ein bischen bessere Kommunikationstechnologie gegeben. Ok, an der Uni gab es erste Vorgänger von email, immerhin. Daneben wurden noch Lochkarten in Schächte geschoben damit der Cyber Rechner von einer Firma namens "Control Data" damit herumrechnet. Und daheim hatte ich einen ersten eigenen Rechner mit Fernseher als Terminal und Programme auf Audiokassetten(!). Apropos, über den Winter hatte ich einige meiner Kassetten aus den 80er Jahren in MP3 "überspielt" da über die Zeit manch damals liebgewonnene Musik sich nie als LP, CD oder ebenjenes immaterielle MP3 materialisiert hat.

Von meinen Tapedecks der damaligen Zeit hat nur eines halbwegs funktionstüchtig überlebt, meist sind die Gummi-Riemen aufgelöst oder zerbröselt, manchmal die Steckverbinder zwischen den Platinen und der Frontbedienung, oder die Kondensatoren der Netzteile sind ausgetrocknet. Die Kassetten selbst haben überraschenderweise gut die 20..30 Jahre trockene und warme Lagerung überstanden. Ich hatte damals viel Taschengeld in TDK SA und Maxell UDXL investiert. Eine lohnende Investition, denn die Kassetten von damals geben nach über 20 Jahren mehr her als mein alterndes Hörorgan noch wahrnehmen kann. Einzig einige wenige BASF "Chromdioxid" Kassetten haben 3..8 dB an Kraft verloren und klingen nicht mehr spritzig. Die Sony Cr Kassetten hat es schlimmer erwischt, irgendwie ist ein wenig Tageslicht drangekommen und hat Teile von den Bändern zersetzt. 35 Jahre alte Sony FeCr dagegen ohne Probleme, fast wie neu. Einsames Schlusslicht die Ende der 70er heiß beworbenen Memorex, wegen dem hohen Preis habe ich nur fünf davon, zum Glück. Metallbänder hätte man damals kaufen können, einwandfrei nach über 30 Jahren und auf eBay gibt es Höchstpreise dafür.

Apropos Ende der 70er, in den späten 70ern und durch die 80er Jahre bin ich oft von Norddeutschland ans Mittelmeer. Aber nicht mit dem vom Papi zum Abi geschenkten Auto, oder wie Generation Rollkoffer mit dem Billigflieger, sondern mit eigener Pedalkraft über Landstraßen - Autobahn bin ich nur selten geradelt - und .. über die Berge. 1983 führte mich meine achte große Radtour ins Hochgebirge. Die deutsche B3 und die Straßen der Schweiz waren mir schon von früheren Touren vertraut, diesmal ging es am Genfer See nach Süden und unter dem Mont Blanc vorbei zu den Pässen der Tour de France. Mitte Juli. Es war heiß. Im Tal der Maurienne musste ich einen neuen Reifen aufziehen und dann ging es den Galibier hinauf. Mit 12 Kilo Fahrrad und 12 Kilo Gepäck für vier Wochen Sommerferien, aber kein Begleitfahrzeug und niemanden in dessen Windschatten ich hätte fahren können, nur tausende Kilometer aus der norddeutschen Tiefebene in den Beinen. So brauchte ich eine volle Woche für die 1300 Kilometer bis Menton. Und nach den schönen Tagen an der Riviera ging es zurück, diesmal wählte ich die kürzere Route über den Großen Sankt Bernhard für den schwierigen Weg nach Norden.

Ja, 1983 war ein schnelles Jahr und viele Erinnerungen ranken sich um Ereignisse und Entscheidungen die mein Leben in die Bahn gelenkt haben auf die ich nun zurückblicke.

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